Alternativen zum vielfach kritisiertem Bezahlsystem von Spotify sollen her. Ein umstrittener Anwärter ist das Non-fungible token (NFT). Diese digitale Investition ist allerdings nicht für alle Beteiligten die beste Lösung. Was das Problem ist und wo die Technik derzeit in der Musikindustrie Verwendung findet, lest ihr hier.

Eine Frage der Urheberschaft

NFT ist der digitale Besitz von etwas. Am einfachsten lässt sich das mit Kunst erklären. Ein Gemälde kann es nur einmal im Original geben. Wird es digital kopiert, verliert es den Wert. NFT ist ein Verifizierungskennzeichen, das eindeutig den Besitz des Gemäldes definiert. Es ist nicht-austauschbar (non-fungible). Die Grundlage dafür macht die Blockchain-Technologie. Ja, mit Blockchain landen wir ganz schnell bei Kryptowährung und Bitcoin. NFT ist aber keine Währung, sondern eine einzigartige Kennzeichnung.

NFT als Artistsupport

...und die lässt sich gut in die Musikindustrie einpflanzen. MusikerInnen leben von ihren Fans. Kaufen diese nicht ihre Musik, besuchen ihre Konzerte oder unterstützen ihre Idole andererweitig, käme kein Geld zustande. Produzieren KünstlerInnen ein besonders aufwendiges Sonderalbum mit limitierter Auflage, sind echte Fans ganz schnell am Haken. NFT setzen genau da an. Ein Song, ein Fan. Wird ein Song als NFT verkauft, kann es nur einen Fan geben, der das Original erwerben kann. Kauf bedeutet Eigentum der Musik. Es gibt dem Fan das Gefühl die Musik zu besitzen und steigert damit den Wert des Songs. Sie investieren mit dem Kauf des NFT also symbolisch in die Musik ihrer Idole.

Das funktioniert auch sehr gut bei bekannten MusikerInnen, wie den Kings of Leon, die mit ihrem NFT-Album $50 einnahmen. Ähnliche Erfolge erzielte auch The Weeknd mit seiner Acephalous Sammlung, bestehend aus Musik und visueller Kunst, die für $2 Millionen wegging. Aber was, wenn man als Newcomer noch keine existierende Fanbase hat, die einen unterstützt? Natürlich ist es attraktiver direkten Gewinn durch NFT-Verkäufe zu machen, als über die Pro-Rata Bezahlung von Spotify weniger als 1 Cent pro Play zu erhalten. Genau dagegen kämpft NFT ja an. Trotzdem werden die meisten KonsumentInnen wahrscheinlich eher kostenlos neue Songs streamen, als 5€ in den digitalen Besitz zu investieren. Für Newcomer rentiert sich NFT also eher weniger.

Jeder kann ein Stück des Kuchens kaufen

Wenn Musik als NFT bedeutet, dass man das Original besitzt, hat man dann nicht auch das Recht Veränderungen vorzunehmen und den Song beispielsweise weiterzuverkaufen? Sicherlich wird es kaum eine Möglichkeit geben, den "Ebay- Prozess" zu verhindern, aber direkte Veränderungen am Original machen doch auch wenig Sinn, oder? Es geht ja schließlich ums Sammeln. Um diese Gefahr trotzdem zu verhindern, haben Künstler, wie der britische Rapper Big Zuu nur 75% der Rechte an seinem Song als NFT verkauft. Geteiltes Urheberrecht wird durch die Plattform bluebox möglich. Das Unternehmen dahinter wirbt damit, Musiklizensen in Stücke zu teilen, um sie dann als NFTs anbieten zu können. Die Versprechung: KünstlerInnen und Fans erhalten auf direktem Wege volle Auszahlung des Gewinns.

Diese neue Form des Musikmarkts kämpft gegen "Mittelmänner", die sich am Gewinn eines Kunstwerks bereichern wollen an, so Lee Parsons, der Gründer von bluebox, zu Digital Asset Live. Dazu zählen beispielsweise Manager, Labels und Copyright Firmen. MusikerInnen sollen selbst entscheiden können, wer, wieviel Anspruch auf ihre Musik bekommt und direkt bezahlt werden. Das funktioniert wie folgt. Splittet man das Urheberrecht eines Songs in mehrere Teile, können mehrere Fans gleichzeitig diese Rechte käuflich erwerben. MusikerInnen können beispielsweise auch ihre Demoversionen noch vor Veröffentlichung online anbieten. Es geht also um den Verkauf von Anteilen an Musik. Ähnlich wie beim Crowdfunding, können Fans damit neue Projekte ihrer Idole fördern. Das Geld für Streams gehe dann direkt an sowohl die KünstlerInnen als auch die BesitzerInnen der Anteile.

Umweltproblematik

NFTs, die mit Blockchains arbeiten, sind riesen Energieschlucker. Fakt ist, dass jede Transaktion mit Kryptowährung, um NFTs zu kaufen, Co2 verursacht. Die Transaktion mit beispielsweise Ethereum läuft über Plattformen wie Nifty Gateway oder SuperRare ab. Der Prozess, den Bezahlung mit Kryptowährung so sicher macht, nennt sich Mining. Der genaue Prozess ist kompliziert. Diese Computerarbeit schluckt Energie. Da allerdings fast alles mittlerweile digital stattfindet und sich die Musikindustrie dem nicht entziehen kann, muss anders gedacht werden. Es reicht nicht NFT jetzt aus dem Grund abzulehnen, dass es Umweltfeindlich ist. Es geht darum, unsere digitalen Prozesse bestmöglich umweltneutral zu bekommen.