Warum Mails immer komplett sinnfrei enden.

Wir tun es jeden Tag. Einander grüssen, oder Grüsse ausrichten. Aber was tun wir hier eigentlich? Was ist ein Gruss?

Der Gruß, die Begrüßungsformel, Begrüßungsfloskel, Abschiedsformel und Abschiedsfloskel, ist eine formalisierte oder ritualisierte Geste, Floskel oder ein anderes Ausdrucksmittel zum Einleiten bzw. Abschließen eines Kontaktes.

Die Bezeichnung ist zurückgebildet aus dem Verb grüßen, welches auf das westgermanische grotjan — „zum Reden bringen, sprechen machen“ — zurückgeht. Mit dem Gruß demonstriert der Grüßende seine Sicht der Beziehung zum Gegrüßten. Die Grußformen sind abhängig von Kultur, Zeit und Mode.

Es leitet eine Konversation ein, oder schliesst sie ab. Gibt unseren Gesprächen also einen Rahmen. Klingt nett, aber altbacken. Ist es auch.

Nehmen wir an, ich bekomme eine Email vom Arbeitskollegen — nennen wir ihn Sebastian. Wir arbeiten seit Jahren zusammen, laufen uns täglich 20 Mal über den Weg, verstehen uns gut, würden aber nie Freizeit zusammen verbringen. Dieser Sebastian schreibt mir nun eine kurze Email; so was wie: “Hier meine Präsentation für morgen.” Und dann:

Gruss Sebastian

Er schreibt mir einen Gruss? Wozu? Weil wir das alle tun? Weil es sich so gehört? Weil man riskiert, schroff zu wirken, wenn man das nicht schreibt?

Man könnte mit viel gutem Willen gar eine Sympathiebekundung hinein interpretieren — “ich mag dich, darum grüsse ich dich freundlich.”. Oder ein Form von Abschied — “wir sehen uns später”.

Belanglos. Bedeutungslos. Zwecklos.

Wenn wir am Telefon einer nicht anwesenden Person einen Gruss ausrichten, dann wollen wir damit signalisieren, dass wir an diese Person denken und sie damit auf Distanz erfreuen. In einer Email bringt das nichts. Denn das Schreiben allein ist ja bereits eine direkte Form von Kontakt.

3 Gründe gegen Grüsse

  1. Grüssen hat keine inhaltliche Bedeutung, ist bloss eine Floskel (siehe Definition oben).

  2. Ein Gruss wirkt freundlich, ohne wirklich Zuneigung zu offenbaren. Ist also die anständige Form von distanzierter Bedeutungslosigkeit. Besser: “Ich freue mich auf unser Wiedersehen!” — oder “Ich wünsche dir viel Erfolg beim Projekt.”

  3. Grüssen stirbt sowieso aus. Millenials verschicken keine Grüsse mehr, sondern Emojis, XoXo-Küsschen oder verabschieden sich aufgrund der immerdauernden Kommunikation via Whatsapp und Co. sowieso nicht voneinander.

Bedeutet das Aussterben der Grussformel einen weiteren Kultur- und Sprachverlust im digitalen Zeitalter? Kaum. Die geschriebene Sprache hat spannendere Blüten als “Viele Grüsse”, die es zu bewahren und unseren Kindern zu vermitteln gibt.