«Sundance Film Festival - it's all about film.»

Bald frieren die Filmstars in Park City (Utah) wiedermal, denn das Sundance Film Festival hat vom 23. Januar bis 2. Februar 2020 seine Tore geöffnet. Weit weg vom Glamour von Cannes, Venedig, Berlin oder Toronto hat sich das Independent-Film-Festival zum Garant von Filmperlen gemausert. Hier kommen meine 10 persönlichen Favoriten, welche am Sundance Film Festival gefeiert wurden und danach die Welt verzückt haben.

Seit ich Filmenthusiast bin, ist es ein grosser Wunsch von mir, einmal im Januar ins bitterkalte Park City im Bundesstaat Utah zu reisen und dort zwischen Glühwein und elektrischem Handwärmer diverse Indiefilm-Perlen zu Gesicht zu bekommen. Bisher habe ich Film-Festival-Luft in Cannes geschnuppert und für OutNow.CH die Berlinale 2013 unsicher gemacht. Das Sundance Film Festival mag für die wenigsten ein Begriff sein, hat jedoch gerade in den letzten Jahren sehr viele Filme (ur)aufgeführt, welche später an den Kinokassen auf der ganzen Welt für Furore sorgten. Ich habe 10 davon rausgepickt:


10. The Eyes of my Mother (2016)

Der Film: Francisca lebt mit ihren Eltern in einem abgeschiedenen Haus im Nirgendwo. Als eines Tages ein mysteriöser Besucher die Idylle stört, erwachen in Franziska eigenartige, sadistische Gefühle.

Mein Senf: Der in schwarzweiss gehaltene Albtraum von Nicolas Pesce ist verstörend und faszinierend zugleich. Das Kammerspiel rund um die paralisierende Kika Magalhaes ist zwar etwas kurz geraten – aber das tut der Intensität keinen Abbruch. Ein Film, der sozusagen fürs Sundance geschaffen ist.


9. Reservoir Dogs (1992)

Der Film: Nachdem ein simpler Diamantenraub völlig in die Hose geht, machen sich in der Runde von Ganoven Zweifel breit. Einer davon muss eine Ratte sein.

Mein Senf: Ich bin kein wirklicher Fan von Quentin Tarantino und seinen Recycling-Filmen. Eines muss man dem Geek aber lassen: Er versteht es irgendwie, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. An seinem Sundance-Debüt erkennt man bereits, mit welchem Enthusiasmus und Liebe zum Detail der Kultregisseur mit dem Medium Film umgeht – und wie sehr er Dialoge über Non-Sense liebt.


8. Sex, Lies & Videotape (1989)

Der Film: Ein sexuell unterdrückter Ehemann sucht Befriedigung bei der Schwester seiner Frau. Doch dann taucht ein alter Bekannter auf mit einem klitzekleinen Fetisch-Problem auf.

Mein Senf: Okay, Soderbergh hätte den Film ohne James Spader sicher nicht so quer, funny und sexy hinbekommen. Man könnte meinen, Verhoeven hätte seine Inspiration für «Basic Instinct» hier aufgeschnappt. Das gilt übrigens auch für Cronenberg, der Spader ein paar Jahre später erneut als Fetischist in «Crash» besetzt hatte. «Sex, Lies & Videotape». Nun, mehr Soderbergh in einem einzigen Film findet man bis heute nicht mehr.


7. American Psycho (2000)

Der Film: Ein New Yorker Investment-Banker treibt ein psychopathisches Doppelleben, in dem er seine Bürokollegen abmurkst.

Mein Senf: Lange Zeit bevor Christian Bale zum dunklen Ritter von Gotham aufstieg, mimte er den gefühlskalten Super-Psycho Patrick Bateman. Nach einer Vorlage von Bret Easton Ellis zeigt Bale, wie wandlungsfähig er ist. Dabei hatten ihm Freunde davon abgeraten, diese Rolle zu übernehmen. Gott sei Dank war der britische Schauspieler schon damals einen Sturkopf.


6. Saw (2004)

Der Film: Zwei Fremde, gefangen in einem Raum irgendwo im Untergrund, erleben das Katz-und-Mausspiel eines Wahnsinnigen.

Mein Senf: Es war der Beginn einer grossen Horror-Franchise und zugleich ein wunderbares Exempel des Independent-Filmes. Mit «Saw» startete eine neue Generation, bei denen der (beinahe unsterbliche) Slasher die Moral als seine stärkste Waffe bezeichnete. James Wan drehte das Teil in nur 18 Tagen und bastelte sogar die Jigsaw-Puppe eigenhändig.


5. Another Earth (2011)

Der Film: Als eines Tages das Duplikat unserer Erde im Sonnensystem auftaucht, überschneiden sich die Schicksale einer jungen Studentin und einem Witwer.

Mein Senf: Brit Marling steht sozusagen für den Independent-Film. Momentan ist die kühne Blonde in der Netflix-Serie «The OA» zu sehen. Ihre Performance in diesem Sci-Fi-Märchen ist atemberaubend authentisch. Eine kleine, feine Story mit einem überraschenden Ende und (zum Glück) nur ein wenig Moralapostelei am Rande.


4. Memento (2000)

Der Film: Ein Mann ohne Kurzzeit-Gedächtnis muss ein schreckliches Geheimnis lüften: Wer hat seine Frau umgebracht?

Mein Senf: Ja, Christopher Nolan war bereits cool, bevor er düstere Blockbuster ins Kino brachte. Obwohl «Memento» nicht direkt am Sundance Premiere feierte, gehört er zu den besten Filmen, welche je in Park City gezeigt wurden. Die Nolan-Brüder fabrizierten ein düsteres, genial non-linear erzähltes Drama, welches man sich mindestens zweimal ansehen sollte.


3. The Usual Suspects (1995)

Der Film: Nach einer Schiffsexplosion, bei der es viele Tote gegeben hat, ist ein behinderter Kleinkrimineller der einzige Zeuge, den die Polizei verhören kann.

Mein Senf: Man sollte ja nicht spoilern – aber das Ende von «The Usual Suspects» kommt heute ja in jeder Filme-mit-einem-Twist-Liste vor. Ja, Kevin Spacey rockt diese Ganovenstory preisverdächtig gut: Hey, er hat dafür ja sogar einen Oscar erhalten. Bryan Singers Meisterwerk ist ein Film, der heute an jeder Filmschule irgendwo einmal auftaucht und den man unbedingt gesehen haben muss. Echt.


2. The Blair Witch Project (1999)

Der Film: Im Oktober 1994 sind drei Jugendlich beim der Produktion eines Dokumentarfilmes in den Wäldern von Burkittsville spurlos verschwunden. Ein Jahr später werden ihre Aufnahmen gefunden.

Mein Senf: Das Hobby-Projekt von Ed Sanchez und Dan Myrick hat die Welt umgekrempelt. Egal, ob man das Resultat jetzt gruselig findet oder nicht – die Produktion stellt eine Sensation in der Filmgeschichte dar, ist mittlerweile zum Kult avanciert und hat das Genre weitläufig revolutioniert. Auch wenn es in den Wäldern von Maryland nicht spuken sollte, «The Blair Witch Project» kommt bei mir jeden Herbst zum Einsatz und hat auch nach fast 20 Jahren noch nichts an seiner Magie verloren.


1. Donnie Darko (2001)

Der Film: Beim Schlafwandeln entgeht Donnie seinem Tod und erlebt daraufhin ein aussersinnliches Abenteuer, in dem er einige Aufgaben erfüllen muss.

Mein Senf: Komisch, «Donnie Darko» habe ich auf keiner Sundance-Film-Bestenliste gesehen. Dabei ist der Indie-Hit von Richard Kelly einer der besten Filme überhaupt und zeigt einen (ganz jungen) Jake Gyllenhaal in Höchstform. Noch nie war ein Fantasy-Drama dermassen liebevoll, beeindruckend, düster und heiter zugleich. Über diesen Film und seine Bedeutung könnte ich pausenlos diskutieren. Das ist pure Magie!