UN-Generalsekretär António Guterres ruft in einer Videobotschaft (oben ab Minute 21) an die «Powering Past Coal Alliance» die G7-Staaten auf, eine führende Rolle beim Kohleausstieg wahrzunehmen, der unabdingbar ist, um den Klimawandel zu begrenzen. Angesprochen fühlen müssen sich dabei insbesondere die USA und Japan. Sie haben nicht einmal einen Ausstiegsplan. Aber auch die andern hinken weit hinterher.
«Ich rufe alle Staaten, private Firmen und lokale Behörden auf, drei Schritte zu unternehmen: Erstens: Streichen Sie alle Projekte, die mit Kohle zu tun haben. Die OECD-Staaten sollen sich zum Kohleausstieg bis 2030 verpflichten, die übrigen Länder bis 2040. Zweitens: Stoppen Sie die internationale Finanzierung von Kohlekraftwerken, noch in diesem Jahr. Drittens: Sorgen Sie für einen geordneten Ausstieg aus der Kohle, wenn es sein muss, kümmern Sie sich um jedes einzelne Kraftwerk. Es wird viele Arbeitsplätze kosten, aber der Umstieg auf erneuerbare Energien wird für Millionen neue Jobs bis 2030 sorgen.»
UN-Generalsekretär António Guterres hatte die richtige Bühne für eine Rede gewählt, die, so ist zu befürchten, schon in zehn Jahren als die eines Warners in die Geschichte eingegangen sein könnte, der nicht gehört wurde. Guterres sprach am Jahrestreffen der 2017 gegründeten «Powering Past Coal Alliance», einer Koalition nationaler und regionaler Regierungen, Firmen und Nicht-Regierungs-Organisationen, die den Übergang in ein Nach-Kohle-Zeitalter aktiv gestalten will. Die ursprüngliche Verpflichtung der Mitgliedsstaaten, bis 2030 (Industrieländer) aus der Kohle auszusteigen, wurde inzwischen aufgeweicht, so dass auch Deutschland in der Koalition einen Platz gefunden hat, das erst 2038 aus der Kohle aussteigt. Die grossen Kohleverbraucher, USA, Indien, China, Russland oder Japan, sind der Allianz, der auch Österreich und die Schweiz, die Kohlestrom importieren, aber keinen produzieren, angehören, bislang nicht beigetreten. Von den G7-Staaten sind Deutschland, Frankreich, Grossbritannien und Kanada dabei. Auch die meisten G20 – und OECD-Staaten halten sich zurück.
«Nur wenn wir aus der Kohle aussteigen, haben wir eine Chance, die Klimaziele zu erreichen», stellt Guterres klar. Die grössten Emittenten und Kohleverbraucher müssten dazu ihre verbindlichen Ausstiegspläne bis spätestens zum nächsten Klimagipfel im November in Glasgow, G7-Staaten sogar bis zum G7 – Gipfel im Juni vorlegen. Im Rückstand sind insbesondere die USA und Japan, von denen ausser Lippenbekenntnissen keinerlei verbindlichen Pläne vorliegen. Der neue US-Präsident Joe Biden hat sich zwar beim Pariser Klimaabkommen zurückgemeldet und damit ein Bekenntnis abgelegt, bis 2050 die CO2-Emissionen auf Netto-Null zurückzufahren, aber wie er diesen Weg gehen will, ist völlig offen. Insbesondere der Kohleausstieg dürfte angesichts der hauchdünnen Mehrheit im Senat eine besonders harte Nuss werden. Der demokratische Senator Joe Manchin aus dem Kohlestaat West – Virginia hat schon mehrfach angekündigt, dafür nicht zu haben zu sein. Er setzt stattdessen auf technische Massnahmen, namentlich die CO2-Abscheidung und Endlagerung in unterirdischen Kavernen. Dennoch haben erneuerbare Energien die Kohle im vergangenen Jahr bei der Stromproduktion überholt. Die Kohlestromproduktion ist derweil seit 2016 um fast 50 Prozent zurückgegangen – die Ankündigung des damaligen Präsidenten Donald Trump, der Kohle ein Comebak zu ermöglichen, war nicht mehr als Schall und Rauch. Der japanische Premier Yoshihide Suga hat einen fundamentalen Wandel in der Kohlepolitik angekündigt, ohne ein Ausstiegsdatum zu nennen. 2020 wurden in Japan Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 7,3 Gigawatt ans Netz genommen, weitere 1,3 Gigawatt sind bewilligt worden. Und die japanischen Banken sind zum grössten Kreditgeber der Kohleindustrie weltweit geworden, wie Climatechangenews berichtet.
Doch der Wandel sei gemeinsam noch machbar, betont Guterrez. «Es ist möglich: erneuerbare Energien, ein blauer Himmel, gesunde, gute Arbeitsplätze, erneuerbare Energiesysteme für alle. Wir können das Kohlezeitalter hinter uns lassen und jene Industrien aufbauen, derer die Welt bedarf – für eine nachhaltige Entwicklung und Wohlfahrt für den Menschen und den Planeten.»