Die Internationale Energieagentur IEA sieht die Welt an der Schwelle zu einer neuen Energiewirtschaft, die auf Sonnen- und Windenergie basiert und kohlendioxidarme Technologien zum Blühen bringt. Doch das Tempo sei viel zu langsam, bilanziert die IEA in ihrem «World Energy Outlook 2021».
«Selbst wenn das Wachstum der neuen erneuerbaren Energien Grund zum Optimismus gibt, so ist die Welt noch immer meilenweit entfernt vom Pfad, der uns eine gute Chance gibt, die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen und damit die schlimmsten Folgen abzuwenden. Stattdessen steigt der globale Verbrauch von Öl und Kohle dieses Jahr stark an. Das bringt uns den zweithöchsten je gemessenen CO2-Ausstoss der Geschichte.»
Das sind deutliche Worte der Internationalen Energieagentur in ihrem «World Energy Outlook 2021», für die IEA der wichtigste Bericht zur Lage, den sie alljährlich im Herbst herausgibt. IEA - Direktor Fatih Birol wendet sich zwei Wochen vor Beginn des Klimagipfels in Glasgow in einem Statement direkt an die Regierenden der Welt: «Die Regierungen müssen dieses Problem lösen. Wir brauchen am Klimagipfel ein klares und unmissverständliches Signal, dass sie sich verpflichten, die sauberen Technologien der Zukunft nun rasch voranzubringen.» Die Klimaaktivistin Greta Thumberg würde es kaum anders formulieren.
Die IEA macht in ihrer «Roadmap to Net Zero by 2050» auch klar, dass es nicht an den technischen Möglichkeiten, sondern am politischen Willen zur Energiewende mangelt – überall auf der Welt. Mit den aktuell geplanten Massnahmen liesse sich die Klimaerwärmung bis 2100 zwar auf 2,1 Grad begrenzen, das Klima werde damit aber nicht stabilisiert. Nimmt man die tatsächlich realisierten Massnahmen als Massstab, werden darauf schon 2,6 Grad. «Bis 2030 werden wir mit dieser Politik bis 2030 nur gerade 20 Prozent der CO2-Reduktion erreichen, die notwendig wäre, um auf Kurs zum 1,5 Grad-Ziel bis 2050 zu bleiben», macht Birol klar. Es brauche eine Verdreifachung der Investition in klimaneutrale Energien. Rund drei Viertel davon müssten in Schwellen- und Entwicklungsländern ausgegeben werden, Staaten, die kaum Geld haben und dazu auch noch extrem hohe Zinsen zahlen müssten für Kredite. Dabei hälfen die neuen Technologien nicht nur, Energiekosten zu sparen, sondern sie schüfen auch einen globalen Markt für Windturbinen, Solarpanels, Batterien, Elektrolyseure und Brennstoffzellen im Wert von über einer Billion US-Dollar und Millionen Arbeitsplätze.